Julie Lang: Silberne Augen. Eldur-Verlag 2004, ISBN 3-937419-02-0, Paperback 12,5 cm x 20,0 cm, 347 Seiten, 9,95 Euro
Einige Jahre nach dem verlustreichen Krieg gegen die Noorai: Kriegswaise Kim Miland hat ihre Ausbildung als Kampfpilotin abgeschlossen und wird in den Patrouillendienst versetzt, wo sie auf eine Wolke trifft, die vor allem Kinder von den besiedelten Planeten entführt. Es gelingt ihr, mit der Wolke telepathischen Kontakt herzustellen, dabei verändern die Aliens, die die Wolke als Raumschiff nutzen, ihre Augen, damit sie im Schiff sehen kann. Es gelingt ihr, die Rückkehr der entführten Menschen zu erreichen, aber nach ihrer Rückkehr wird sie wegen angeblichen Verrats kriegswichtiger Geheimnisse an feindliche Aliens vors Kriegsgericht gestellt.
Das Buch ist gut und flüssig geschrieben, die Außerirdischen in der Wolke werden interessant, aber leider nicht tiefgehend dargestellt. Durch ihre weitreichenden Fähigkeiten dienen sie der Autorin ein paarmal als »deux ex machina«, was dem Buch nicht allzu guttut. Außerdem ist das Buch vollständig aus Kims Sicht als ich-Erzähler abgefaßt - eine simple Methode, den Leser sich mit der Hauptperson identifizieren zu lassen, die dem Buch leider viele Möglichkeiten nimmt - andere Perspektiven (insbesondere die der Außerirdischen) hätten der Geschichte gutgetan. Auch hätte ich mir gewünscht, daß näher auf die Außerirdischen eingegangen wird, aber hauptsächlich stellen die die Fragen. Beim zweiten Krieg gegen die Noorai (aus dem sich die Wolkenwesen heraushalten) nutzt Kim ihre Fähigkeiten leider nur zum Töten, auf die Möglichkeit einer Verständigung wird nicht eingegangen. Die Autorin geht konsequent allen Erklärungen zukünftiger Technik aus dem Weg, und so wenig wir über die Aliens erfahren, so wenig erfahren wir über das Regierungssystem der Menschheit - es scheint eine Art verkappte Militärdiktatur zu sein, und von den Grundsätzen des Rechtsstaats scheint man auch nicht viel zu halten.
Irritiert hat mich der offenbar zum größten Teil erfundene Lebenslauf der Autorin - die Behauptung, sie sei auf der ISS gewesen, ist überprüfbar unwahr. Außerdem ärgert mich die schlecht lesbare Schriftart für die Seitennumerierung, das hat mich bei jedem Umblättern irritiert.
Fazit: »Der sich wohltuend von plumpen Sternenkriegsszenarien abhebende« (Klappentext) Roman verbindet Erstkontakt und Military SF auf gelungene Weise. Leider verschenkt die Autorin viel Potential, ich hoffe, daß sie in der angekündigten Fortsetzung (dieser Roman ist in sich abgeschlossen!) aus ihren Fehlern gelernt hat. Das Buch hat mich gut unterhalten (ich habe es regelrecht verschlungen!), aber mehr kann man leider nicht erwarten. Daher leider nur Mittelmaß.
Copyright ©2005, 2006 Martin Stricker.
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Erstellt am Sa, den 22.01.2005 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am So, den 14.05.2006 um 16:57.